Sprödes Drama zwischen Film-Noir und soziologischer Versuchsanordnung
„Eine Lüge zieht die nächste nach sich. Es wäre eine bessere Welt, wenn wir bei der Wahrheit blieben.“ Davon gibt sich Layla Fourie (Rayna Campbell) überzeugt, zumindest zu Filmbeginn. Doch es dauert nicht lange, und die Titelfigur des Spielfilms Layla Fourie beginnt sich in einem Netz aus Lügen zu verstricken.
Eigentlich will die alleinerziehende Mutter aus Johannesburg in ein besseres Leben starten. Als frisch ausgebildete Expertin für Lügendetektor-Tests macht sie sich auf den Weg zu ihrem neuen Job in einem Spielcasino-Resort. Auf der nächtlichen Landstraße fährt sie einen Mann an, dieser stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Zunächst will sie sich der Polizei stellen, entscheidet sich aber anders, aus Angst, ihren kleinen Sohn zu verlieren. Damit macht sie Kane zum Komplizen, der von nun an ein Geheimnis wahren muss. Als Layla ihren Job im Casino antritt, lernt sie Eugene Piennar (August Diehl) kennen, der sich dort als Fahrer bewirbt. Eugene interessiert sich für sie – und sucht seinen Vater, der spurlos verschwunden ist. Laylas Netz aus Lügen wird immer komplexer…
Für ihren dritten Spielfilm – nach Die Unerzogenen (2007) und Im Alter von Ellen (2010) – kehrte die in Berlin lebende Regisseurin Pia Marais in ihr Geburtsland Südafrika zurück. Auch 20 Jahre nach dem Ende der Arpartheid ist die Atmosphäre von Mißtrauen, unterschwelligem Rassismus und einem Gefühl ständiger Bedrohung geprägt. Diesen Eindruck verdichtet Layla Fourie in einem Drama um Lüge und Wahrheit, dramaturgisch angesiedelt zwischen Noir-Thriller und existenzialistischer Versuchsanordung. Im Dienste letzterer konstruiert das Drehbuch Zufälle und Wendungen, um einer umfassenden Abhandlung der Themenkomplexe Lüge und Wahrheit, Schuld und Sühne, Täter und Opfer genüge zu tun. Das unnahbare Spiel der Protagonisten hat – im Lichte eines Noir-Thrillers betrachtet – durchaus seinen Reiz, bevor es durch zu ungelenk geratene Dialoge entzaubert wird. Was vielschichtig und vielversprechend beginnt, wird im Laufe der 105 Filmminuten immer zwiespältiger: Die ambitionierte Konstruktion bleibt zu sperrig für einen runden Film. Nichtsdestotrotz ist der Film mit einer lobenden Erwähnung aus dem Wettbewerb der diesjährigen Berlinale hervorgegangen.
[Kirsten Kieninge, in anderer Form erschienen in der RNZ vom 04.07.2013]
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