Crowdsourcing und Crowdfundung bringen die Mond-Nazis in die Kinos
Iron Sky – We come in peace! | Deutschland, Kanada, Großbritannien, Finnland | 2011
Auf der dunklen Seite des Mondes warten überlebende Nazis seit über sechzig Jahren darauf, die Weltherrschaft zu übernehmen – dieser obskuren Verschwörungstheorie haben sich einige unerschrockene Finnen filmisch bemächtigt. Was vor sechs Jahren als einigermaßen skurril anmutendes Crowdfunding-Projekt im Internet begann, erobert jetzt als rabenschwarze Sci-Fi-Komödie weltweit die Kino-Leinwände: Iron Sky startet in über 70 Ländern. Die Erwartungen der Fans und Funder an den Film sind riesig, dafür hat der innovativ angeheizte Hype im Internet zu genüge gesorgt. Nun zeigt sich: keiner muss enttäuscht sein, denn Iron Sky funktioniert bestens! Sowohl als trashiges Nazi-Exploitation-Sci-Fi-Vergnügen, reich gespickt mit Genre-Referenzen quer durch die Filmgeschichte, gleichzeitig aber auch – und das hat niemand erwartet – als bissige Polit-Satire mit eindeutigen Verweisen auf die aktuelle politische Weltlage, intelligent verpackt im abgedrehten Plot:
Als die Amerikaner 2018 zu PR-Zwecken mal wieder einen Fuß auf den Mond setzen, kriegen sie eine Kugel in den Kopf von den Mond-Nazis, die daraufhin ihre Welteroberungs-Pläne beschleunigen. Ihre Vorhut, bestehend aus Offizier Klaus Adler (Götz Otto), seiner idealistischen Verlobten Renate Richter (Julia Dietze) und dem mit Arisierungs-Serum vollgepumpten überlebenden Astronauten James Washington (Christopher Kirby) platzt mitten in den US-amerikanischen Wahlkampf. Während der amtierenden Präsidentin (die aussieht wie Sarah Palin) ein paar Nazi-Parolen erschreckend gut in ihre Reden passen, begreift Renate jedoch, dass sie an das Falsche geglaubt hat. Gemeinsam mit James versucht sie Klaus aufzuhalten. Doch der strebt nach absoluter Macht und legt sich auch mit Nazi-Führer Kortzfleisch (Udo Kier) an. Derweil wartet die „Götterdämmerung“ auf ihren Einsatz, es fehlen nur noch die Batterien…
Klingt abstrus, ist aber extrem unterhaltsam. Die Filmmusik von Laibach ist perfekt für diesen Zweck und auch visuell überzeugt, was die Finnen um Star Wreck: In the Pirkenning-Macher Timo Vuorensola nun mit einem „ordentlichen“ Budget (7,5 Millionen Euro) fertiggebracht haben.
© Kirsten Kieninger, zuerst erschienen in der RNZ vom 05.04.2012
Filmdaten:
Titel: Iron Sky
Produktionsland: Deutschland, Kanada, Großbritannien, Finnland
Produktionsjahr: 2011
Länge: 93 Min.
Verleih: Polyband / 24 Bilder
Kinostart: 05.04.2012
Regie: Timo Vuorensola
Drehbuch: Johanna Sinisalo
Kamera: Mika Orasmaa
Montage: Suresh Ayyar
Musik: Ben Watkins, Laibach
Hauptdarsteller: Udo Kier, Götz Otto, Julia Dietze, Christopher Kirby, Tilo Prückner