Eine französische Familienkomödie – nicht schwarz-weiß, sondern bunt
Lucien Jean-Baptiste | LA PREMIÈRE ETOILE | Frankreich 2009
Mit einer fünfköpfigen Familie in den Skiurlaub fahren zu wollen, erfordert starke Nerven, eine gute Stange Geld und ein Auto wäre auch von Nutzen.
Jean-Gabriel verfügt zwar nur über ersteres, versteigt sich aber in eine unüberlegte Ankündigung. So sehr sich seine drei Kinder über den versprochenen Urlaub freuen, so sehr ist seine Frau vor den Kopf gestoßen. Denn statt arbeiten zu gehen, vertreibt sich ihr tagträumender Mann lieber die Zeit im Wettcafé, während sie mit mehreren Jobs die Familie über Wasser hält. Nun geht auch ihr seine liebenswerte karibische Leichtigkeit, die er in die Multikulti-Ehe einbringt, zu weit. Jetzt muss Jean-Gabriel allen beweisen, dass er Versprechen halten und verantwortungsvoll handeln kann.
Im Regiedebüt des Hauptdarstellers Lucien Jean-Baptiste steckt viel autobiografische Erfahrung: Für seine Mutter, die von den Antillen nach Frankreich kam, war es selbstverständlich, ihre Kinder in der neuen Heimat zu integrieren, Skiurlaub inklusive.
Der Film punktet durch charmante Darsteller, allen voran die patente Großmutter (Firmine Richard), die ihrem faulen Sohn ordentlich einheizt, während dieser mit mehr Chuzpe als Charme versucht, Urlaub und Ehe zu retten und dabei nicht nur auf Skiern immer wieder auf die Nase fällt. Leider haben die Charaktere in der deutschen Synchronfassung ein wenig von ihrer Natürlichkeit und Spritzigkeit eingebüßt.
Der Regisseur stellt seine Figuren nicht schwarz-weiß gezeichnet als Karikaturen im Schnee aus, sondern nimmt sie, bis hin zu den Jüngsten, ernst. Mit familientauglichem Humor, der, wenn er in Fahrt kommt, durchaus auch den Klamauk streift und das eine oder andere Klischee mitnimmt, geht es um Integration und Identität, Familie und Verantwortung. Einige nachdenkliche Momente fügen sich auch noch ins Bild, das insgesamt allerdings in allzu plakativen Farben gemalt ist, um für jeden in der Familie etwas zu bieten.
Dabei erzählt der Film, der beim Filmfest Hamburg die Herzen der Zuschauer und damit den Zuschauerpreis gewann, letztendlich weniger von den Realitäten einer multikulturellen Gesellschaft – dafür löst das Drehbuch angerissene Aspekte zu schnell in Wohlgefallen auf – als vielmehr vom Erwachsen werden eines 38-jährigen Kindskopfes, egal welcher Hautfarbe.
Und ganz am Ende werden in dieser idealisierten Welt alle glücklich (außer vielleicht dem Freund, dessen geliehenes Auto doch sehr gelitten hat): Die latent rassistische Vermieterin ist bekehrt, der Kleinste beweist sich beim Skirennen, die Tochter glänzt beim Song-Contest, der pubertierende Sohn darf sich in ein hübsches weißes Mädchen verlieben, das nicht aus der Banlieu kommt, die Ehefrau steht wieder voll hinter ihrem Mann, der ja so viel Einsatz gezeigt hat, und letztendlich muss dieser – wie die Sequenz im Abspann suggeriert – noch nicht mal seine Träume aufgeben.
Soviel heile Welt passt gut in die Zeit des deutschen Kinostarts am 31.12.2009. So kurz nach der gerade durchlebten familiären Weihnachtsidylle – respektive -hölle – lässt man sich doch gerne mal kurzweilig und unverbindlich ablenken oder aufheitern. Mehr aber auch nicht.
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