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PIANOMANIA

Der Klaviertechniker Stefan Knüpfer und die wundersame Welt des Klangs

LILIAN FRANCK & ROBERT CIBIS | PIANOMANIA | DEUTSCHLAND 2009

Er schraubt, hämmert, klebt und feilt, wenn es sein muss auch nachts. Hammerköpfchen, um 0,7 Millimeter zu schmal geschliffen, sind für ihn ein Fiasko und sein schlimmster Alptraum handelt von einer gerissenen Saite. Stefan Knüpfer ist ein sehr spezialisierter Dienstleister und er liebt, was er tut. Doch seine Kunden können ihn mit ihren Wünschen auch zur Verzweiflung bringen. Knüpfer ist Klaviertechniker, ein Meister seines Fachs und Cheftechniker bei Steinway & Sons. Seine Kunden sind Lang Lang, Alfred Brendel, Pierre-Laurent Aimard und andere Starpianisten.

Stefan Knüpfer ist ein Protagonist, wie man ihn sich für einen Dokumentarfilm nur wünschen kann: er ist besessen von dem, was er tut, hat trotzdem Humor und vor allem das Talent, auch andere an seiner Begeisterung teilhaben zu lassen. Pianomania, der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm des Filmemacher-Duos Lilian Franck und Robert Cibis nimmt den Zuschauer mit in Knüpfers wundersame Welt des Klangs. Der Film kommt ohne Kommentar aus, die Montage verwebt beobachtende Szenen aus Knüpfers Star-gespicktem Arbeitsalltag in Konzerthaus und Werkstatt mit Stadt-Impressionen von Wien zu einer Reflexion über Töne und die Worte, in die man sie (nicht) fassen kann.

Der Klaviertechniker ist in seiner Profession nicht minder kreativ als seine musikalischen Kunden. Wenn er mit einer Apparatur aus Stichsäge und Tennisball einen Flügel bearbeitet, bekommt sogar Aimard vor Staunen große Augen. Die meiste Zeit aber – was im Film wie ein subtiler Running-Gag funktioniert – scheint der Pianist mit gerunzelter Stirn über seine noch immer nicht erreichten klanglichen Wunschvorstellungen zu grübeln.

So ist vor der geplanten Einspielung von Bachs Einspielung von Bachs „Die Kunst der Fuge“ vor allem Knüpfers Kunst der Klangverwandlung gefragt. Bei den Aufnahmen schließlich treffen dann vier Spezialisten zusammen, die über Ton-Nuancen und Klang-Erscheinungen reden, von denen andere Leute noch nie gehört haben und die sie auch niemals wahrnehmen würden. Nach ein paar dramaturgisch eher beliebigen Szenen in der Filmmitte, die Knüpfers Arbeit mit Alfred Brendel und anderen Pianisten zeigen, ist es grandios zuzuschauen, wie Aimard im leeren Konzertsaal von Mikrofonen umringt am Flügel sitzt, während irgendwo zwei Treppen höher Aufnahmeleiter und Tontechniker mit Partitur und Technik bewaffnet jede gespielte Note verfolgen und alle Nuancen aufzeichnen. Dazwischen Knüpfer, der die Treppen hoch und runter rennt, um – während er den Spott der beiden mit viel Humor pariert – alles für einen perfekten Klang und ein „bravo“ von Aimard zu geben.

© Kirsten Kieninger, in gekürzter Form zuerst erschienen in der RNZ vom 11.09.2010

Filmdaten:

Titel: Pianomania
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2009
Länge: 93 Min.
Verleih: farbfilm Verleih
Kinostart: 09.09.2010
Regie: Lilian Franck, Robert Cibis
Kamera: Jerzy Palacz, Robert Cibis
Montage: Michèle Barbin
Musik: Matthias Petsche

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