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JANE’S JOURNEY – Die Lebensreise der Jane Goodall

… und was Angelina Jolie so alles an humanitärem Engagement beiträgt

LORENZ KNAUER | JANE’S JOURNEY |  DEUTSCHLAND 2010

Der Affe hat kaum noch Fell. Er wurde schon zu lange und zu oft gestreichelt. Alle wollen ihn anfassen und Jane Goodall lässt das gerne zu. Der Stoff-Affe ist ihr Maskottchen, er begleitet sie auf ihren Vortragsreisen und zu ihren Projekten. Er war in den letzten 30 Jahren mit ihr schon überall auf der Welt.

Ihre besondere Beziehung zu Schimpansen hat 1957 begonnen, als sie mit 23 Jahren den heimatlichen englischen Rasen gegen den afrikanischen Dschungel eintauschte, der sie schon in Kinderbüchern fasziniert hatte. Sie hatte keine entsprechende Ausbildung, statt eines Abschlusses nur ihre Jugendträume und ihren Enthusiasmus im Gepäck. So ging sie nach Tansania und Kenia, um die Schimpansen zu erforschen. Sie lebte mit den Tieren im Dschungel und ihre bahnbrechenden Forschungsleistungen machten sie schnell weltbekannt.

Heute ist „Dr. Jane“ 76 Jahre alt und reist rastlos um die Welt. Mit 31 hat sie mit einer Ausnahmegenehmigung an der Universität Cambridge promoviert. 1976 gründete sie das Jane Goodall Institute for Wildlife Research, Education and Conservation, das sich den Schutz der bedrohten Schimpansen zum Ziel gesetzt hat. 1991 rief sie Roots and Shoots ins Leben, seitdem engagieren sich in über 40 Ländern Kinder und Jugendliche mit eigenen Ideen für ihre Umwelt. Seit 2002 ist sie Friedensbotschafterin der UN.

Für seinen Dokumentarfilm Jane’s Journey – Die Lebensreise der Jane Goodall hat sich Regisseur Lorenz Knauer an die Fersen der filigranen, energiegeladenen Lady geheftet. Jane Goodall ist eine charismatische Frau, die bei ihren Vorträgen das Publikum mitreißt und auf der Bühne gerne mal den Affen macht und lautstark die Laute der Schimpansen imitiert.

Ihre natürliche, zurückhaltende und zugleich glühende Art ist faszinierend und auch der Film weiß in seinem ersten Teil, der sich ihren Anfängen und ihrer Wirkung auf die Menschen widmet, den Zuschauer damit gleichermaßen einzunehmen. Doch dann arbeitet sich Knauer an der ganzen Liste von Goodalls Projekten ab und verliert sich distanzlos darin. Auf schwelgerische Art, mit schönen Bildern und opulenter Musik bebildert der Regisseur die Parforce-Tour von Jane Goodall. Sie ist seit Jahren fast 300 Tage im Jahr in der ganzen Welt unterwegs und Lorenz Knauer hat sie dabei 7 Monate begleiten dürfen.

Dazwischen geschnitten sind Menschen, vorzugsweise prominent, die nur gute Worte über sie verlieren. So gibt Pierce Brosnan ein nettes kurzes Statement ab, Angelina Jolie schwärmt mit ihr am Tisch sitzend über sie, während sie aber irritierenderweise als noch engagierter rüberkommen will.

Einzig die Schilderungen des Sohnes bringen kritischere Aspekte und damit etwas Dissonanz in den allzu harmonischen Chorus. Auch in den wenigen stillen Momente, die sie zu Hause in England mit ihrer Schwester und deren Familie zeigen, scheinen auch für kurze Zeit die Schattenseiten ihres rastlosen Lebens durch. Ein rastloses Leben verlangt auch seinen Tribut. Ihre Schwester und auch ihre persönliche Assistentin sorgen sich, dass sie sich übernimmt. Doch derartige Brüche lässt Knauer nur selten zu. Sein Dokumentarfilm ist vielmehr ein wohlwollender, bewundernder Film und damit natürlich ein gelungenes Vehikel um Jane Goodalls Mission und Message weiterzutragen, was ja wiederum eine gute Sache ist. Und vielleicht schafft dieser Film auch endlich Abhilfe bei dieser Sache:

Jane Goodall wird immer noch allzu oft mit der Zoologin Dian Fossey verwechselt, die  sich allerdings den Gorillas verschrieben hatte und – wie in der Verfilmung ihres Schicksals in Gorillas im Nebel mit Sigourney Weaver ein breites Publikum erfuhr – auch von diesen getötet wurde. Jane Goodall kontert die Verwechslung gerne mit der Bemerkung, da sie ja offensichtlich noch lebe, könne es sich bei ihr ja schlecht um Dian Fossey handeln.

© Kirsten Kieninger, in anderer Form zuerst erschienen in der RNZ vom 02.09.2010

Filmdaten:

Titel: Jane’s Journey – Die Lebensreise der Jane Goodall
Originaltitel: Jane’s Journey
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2010
Verleih: Universum Film
Kinostart: 02.09.2010
Regie: Lorenz Knauer
Drehbuch: Lorenz Knauer
Kamera: Richard Ladkani
Montage: Patricia Rommel (Rohschnitt), Corina Dietz
Musik: Christian Heyne, Wolfgang Netzer

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