Zwei Männer, ein Mittelstreifen und der Lauf des Lebens
Ein verbranntes Waldgebiet, eine einsame Landstraße, zwei Männer mit einer Mission: die Straßenmarkierungen wollen erneuert werden. Prince Avalanche ist ein Roadmovie der etwas anderen Art. Ein US-Independent-Film, der mit wenigen handverlesenen Zutaten einen ganz eigenen Charme entwickelt.
Lance (Emile Hirsch, Into the Wild) und Alvin (Paul Rudd) kommen nicht weit herum. Fünf Tage die Woche malen sie mitten im Nirgendwo Mittelstreifen auf die Fahrbahn. An den Wochenenden entflieht Lance der Waldeinsamkeit, um in der Stadt Frauen anzubaggern – und kehrt meist enttäuscht zurück. Alvin bleibt allein campierend im Wald zurück und ist froh, wenn er seine Ruhe hat. Mit Lance rauft er sich nur zusammen, um seiner Freundin Madison einen Gefallen zu tun. Lance ist ihr jüngerer Bruder: jung, naiv und ohne Plan für sein Leben – und er raubt Alvin den letzten Nerv. Das hart umkämpfte Gleichgewicht zwischen den beiden gerät völlig in Schieflage, als Madison per Brief mit Alvin Schluss macht.
Nicht viel Handlung, dafür zwei überzeugende Hauptdarsteller, lakonischer bis schräger Humor und gelungene Dialoge. Und viel Zeit, die sich die Inszenierung selbstbewusst lässt, um die bizarre Schönheit der Landschaft, die leisen Zwischentöne und die streckenweise surreale Atmosphäre ihre Wirkung entfalten zu lassen.
Gedreht wurde Prince Avalanche in einer Gegend von Texas, wo 2011 ein riesiger Waldbrand zwei Monate lang gewütet hat. Verkokelte Baumstümpfe ragen schwarz aus zartem, nachwachsenden Grün. Reste niedergebrannter Häuser finden sich neben der Straße. Das ideale Setting für einen eigenwilligen Film um zwei erwachsene Männer, die sich im Leben (neu) zurechtfinden müssen. Regisseur David Gordon Green weiß sich dieses Settings eindrücklich zu bedienen und verleiht seiner Inszenierung eine Tiefe, durch die ein Hauch der philosophischen Natur-Mystik eines Terrence Malick weht. Bei der Berlinale wurde Prince Avalanche mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet.
[Kirsten Kieninger, am 26.09.2013 erschienen in der RNZ]
Filmdaten: