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AUF BRENNENDER ERDE – Verschachteltes Schicksal

Regiedebüt des mexikanischen Drehbuchspezialisten für diskontinuierliche Dramaturgie

AUF BRENNENDER ERDE | Guillermo Arriaga | USA, Argentinien 2008

Die Drehbücher von Guillermo Arriaga zelebrieren einen diskontinuierlichen, in Zeit und Ort springenden Erzählstil. Verfilmt hat sie bisher vor allem Alejandro González Iñárritu (Amores Perros, 21 Gramm und Babel), bevor dieser mit Biutiful seinem alten Weggefährten und dessen verschachtelten Schicksalserzählungen den Rücken gekehrt hat. Nun legt Arriaga mit Auf brennender Erde sein Regiedebüt nach eigenem Drehbuch vor. Er bleibt seiner bewährten Masche treu und strickt aus zunächst scheinbar unverbundenen Erzählsträngen ein komplexes Drama um Schuld, Vergebung und Erlösung.

Irgendwo im Niemandsland an der Grenze zu Mexico brennt ein Wohnwagen, zwei Leichen werden darin gefunden. Im Norden der USA führt Sylvia (Charlize Theron) ein Luxusrestaurant, attraktiv und unnahbar, sie wirkt gebrochen und selbstzerstörerisch, die Männer buhlen um sie, plötzlich taucht ein mysteriöser Fremder aus. In Mexiko arbeiten zwei Freunde in den Maisfeldern als Pestizid-Flieger, einer von ihnen hat seine Tochter dabei, ein Unfall geschieht. In New Mexico hat die verheiratete Hausfrau Gina (Kim Basinger) eine heimliche Liebesaffäre mit dem Familienvater Nick (Joaquim de Almeida), was Ginas Tochter Mariana (Jennifer Lawrence, die in Winter’s Bone brillierte) nicht verborgen bleibt.

Das Schicksal nimmt seinen Lauf, genau gesagt hat es das schon längst getan. Der Film fügt vor den Augen des Zuschauers nur die Puzzleteile zusammen. Dafür lässt er sich sehr viel Zeit. Die Kamera liefert Tableaus, die Montage ist ruhig. Das ist sehr schön anzuschauen, doch ist dadurch der Zuschauer dem Film im Entschlüsseln der Zusammenhänge irgendwann voraus. Manche Szenen wirken dann nur noch wie eine bebildernde Bestätigung dessen, was man schon länger geahnt hat, ohne das sie den Charakteren mehr Tiefe verleihen würden. Das hochkarätige Ensemble tut zwar sein Bestes, seinen Figuren einen emotionalen Bogen zu geben, wird aber darin durch die Fragmentierung teilweise fast auf Klischees heruntergebrochen.

Schade, dass mit Auf brennender Erde ausgerechnet einer der Vorreiter der diskontinuierlichen Dramaturgie diesen erzählerischen Kunstgriff eindeutig überstrapaziert: Die schicksalhaften Verstrickungen sind derart kunstvoll hingedrechselt, dass sich das Gesamtbild trotz aller eingeimpfter Bedeutungsschwere letzlich als schrecklich banal darstellt – nach Hollywood-Kalkül konfektioniertes Kunsthandwerk.

 

© Kirsten Kieninger, in anderer Form erschienen in der RNZ vom 26.05.2011

 

Filmdaten:

Titel: Auf brennender Erde
Originaltitel: The Burning Plain
Produktionsland: USA, Argentinien
Produktionsjahr: 2008
Länge: 106 Min.
Verleih: Capelight Pictures / Central Film
Kinostart: 26.05.2011
Regie: Guillermo Arriaga
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Kamera: Robert Elswit, John Toll
Montage: Craig Wood
Musik: Hans Zimmer, Omar Rodriguez-Lopez
Hauptdarsteller: Charlize Theron, Kim Basinger, Joaquim De Almeida, Jennifer Lawrence, José María Yazpik



 

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