Diskontinuierliche Montage – von Intolerance bis Inception
Durch Montage wird filmische Wirklichkeit erst konstruiert. Diese kann dabei praktisch mit jedem Schnitt wieder durchbrochen werden. Die »Regeln« dieses Spiels mit Raum, Zeit und Realität haben sich im Laufe der Filmgeschichte verändert.
Schnitte, die ganze Filmwelten von einem Bild zum anderen auf den Kopf stellen können, sind oft genauso unscheinbar wie jeder beliebige andere Schnitt innerhalb einer Filmszene. Und doch: nach diesem einen Schnitt ist plötzlich alles anders, als es vorher schien. Die filmische Gegenwart entpuppt sich als Traum, als Rückblende oder Vorgriff. Ein paar Schnitte später kann sich das alles wieder ganz anders darstellen. Dieses narrative Spiel mit Raum, Zeit und Realität, mit Traum und Wirklichkeit, zuletzt in Inception für das große Publikum zelebriert, ist nicht neu, sondern wird seit den Kindertagen des Kinos mithilfe der Montage gespielt, weiterentwickelt und variiert.
D.W. Griffith | INTOLERANCE | USA 1916
Vor über 80 Jahren feierten Kritiker Intolerance von D.W. Griffith als „weltgrößten Film“ (Julian Johnson 1916 in der Zeitschrift Photoplay). Der Film bringt vier zu verschiedenen historischen Zeiten spielende Geschichten mittels Parallelmontage narrativ zusammen, wobei „keine der vier Geschichten durchgängig erzählt“ wird. Die einzelnen Erzählstränge werden zunächst durch Zwischentitel vorgestellt, im Verlauf des Films gibt es dann über 50 Übergänge, an denen zwischen den vier Geschichten mittels zum Finale hin immer schnellerem Cross-Cutting hin und her gesprungen wird. Johnson nannte Intolerance „das unglaublichste Experiment im Geschichtenerzählen, das je unternommen wurde“. Der heutige Kinogänger hat schon viel unglaublichere gesehen. Die vier Geschichten in Intolerance sind zwar diskontinuierlich, aber immer noch chronologisch linear montiert. Diskontinuierliche Montage vermag viel mehr:
online weiterlesen auf schnitt.de >
(Artikel gedruckt erschienen in Schnitt – Das Filmmagazin #60)
Schnitte, die ganze Filmwelten von einem Bild zum anderen auf den Kopf stellen können, sind oft genauso unscheinbar wie jeder beliebige andere Schnitt innerhalb einer Filmszene. Und doch: nach diesem einen Schnitt ist plötzlich alles anders, als es vorher schien. Die filmische Gegenwart entpuppt sich als Traum, als Rückblende oder Vorgriff. Ein paar Schnitte später kann sich das alles wieder ganz anders darstellen. Dieses narrative Spiel mit Raum, Zeit und Realität, mit Traum und Wirklichkeit, zuletzt in Inception für das große Publikum zelebriert, ist nicht neu, sondern wird seit den Kindertagen des Kinos mithilfe der Montage gespielt, weiterentwickelt und variiert.
INTOLERANCE
Vor über 80 Jahren feierten Kritiker Intolerance von D.W. Griffith als „weltgrößten Film“ (Julian Johnson 1916 in der Zeitschrift Photoplay). Der Film bringt vier zu verschiedenen historischen Zeiten spielende Geschichten mittels Parallelmontage narrativ zusammen, wobei „keine der vier Geschichten durchgängig erzählt“ wird. Die einzelnen Erzählstränge werden zunächst durch Zwischentitel vorgestellt, im Verlauf des Films gibt es dann über 50 Übergänge, an denen zwischen den vier Geschichten mittels zum Finale hin immer schnellerem Cross-Cutting hin und her gesprungen wird. Johnson nannte Intolerance „das unglaublichste Experiment im Geschichtenerzählen, das je unternommen wurde“. Der heutige Kinogänger hat schon viel unglaublichere gesehen. Die vier Geschichten in Intolerance sind zwar diskontinuierlich, aber immer noch chronologisch linear montiert. Diskontinuierliche Montage vermag viel mehr: