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Duncan Jones – MOON

Shortcut from UK to Hollywood via Moon

moon

Duncan Jones | MOON | Großbritannien 2009

Have fun at Moon Germany! Hope you like it!

Duncan Jones via Twitter – 6:09 PM Jul 15

Jetzt ist Moon mit einem Jahr Verspätung auch endlich in Deutschland in die Kinos gekommen. Und deutsche Kinogänger können sich wirklich glücklich schätzen, dass es hierzulande überhaupt einen Kino-Release gibt. Den Franzosen z.B. bleibt nur der Griff zur DVD – worüber sich nicht nur der französische Schauspieler und Kritiker Yannick Dahan mit viel Verve und guten Argumenten aufregt. Sony Pictures Classics tut nicht viel, um den Film zu vermarkten. Twilight – Biss zum Abendrot, am selben Tag gestartet, wird – was die Besucherzahlen anbelangt – einen übermächtigen Schatten auf das Independent Kleinod Moon werfen.

Hmm… Moon and Eclipse out on same day in Germany… how do I convince German teens to taste-test Sam Rockwell V James Pattinson?

Duncan Jones via Twitter – 2:31 AM Jun 12th

Doch Regisseur Duncan Jones kämpft für sein Spielfilmdebüt. Auf Twitter und auf einem von einem Kumpel gehosteten Blog rührt er unermüdlich die Werbetrommel, mit Erfolg:

pretty good! Think we’re near $9 mill worldwide, which for a little film is smashing! Hoping Germany can take us past 10!

Duncan Jones via Twitter – 5:57 PM Jun 8th

Sein Twitter-Account hat inzwischen über 21.000 Follower, Tendenz stark steigend, so wird auch sein Appell an die deutschen Kinogänger nicht ungehört bleiben:

Evening, Deutschland. Got nothing to do this evening? How about going out to see Moon! Seen it already? Why not take friends to see it!

Duncan Jones via Twitter – 0.15 PM Jul 15th

Moon ist das erstaunlich reife Langfilmdebüt von einem, der bei seinem Werdegang bewusst auf  Hilfe von Papa verzichtet hat, seinen eigenen Weg gegangen und bei sich selbst angekommen ist. Nach Studentenjahren in den USA, die ihm außer einem Bachelor-Abschluss in Philosophie (aufgrund seiner Abhandlung mit dem schönen Titel: “How to Kill Your Computer Friend: An Investigation of the Mind-body Problem and How It Relates to the Hypothetical Creation of a Thinking Machine“) nach 3 Jahren Fernbeziehung und dem Gefühl von Entfremdung auch die Grundidee für Moon bescherten, besuchte er die London Film School und hat den Weg durch die britische Werbefilmbranche genommen. Ein vieldiskutierter Werbespot (Fashion vs. Style) für das Mode-Label French Connection und eine Bierwerbung waren gute Gelegenheiten sich auzuprobieren und viel über Machbarkeit und Kosten von Visual FX zu lernen. Gute Grundlagen für den heute 39-jährigen, um jetzt einen echten Coup zu landen:  einen Science-Fiction Film, fertiggestellt mit nur 5 Mio $. Das klingt wie ein Ding der Unmöglichkeit, in einem Genre, wo auch ein 10-faches Budget nicht unbedingt als groß gilt. Moon ist ein Sci-Fi-Film auch für Leute, die keine Sci-Fi-Materialschlachten mögen: ohne Außerirdische, ohne Feuergefechte im Weltall, ohne Raumschiffe. Moon ist ein stilles, dramatisches Kammerspiel auf dem Mond – inzwischen schon mit vielen Preisen ausgezeichnet.

Das Drehbuch von Nathan Parker beruht auf einer Story von Duncan Jones. Zur Geschichte sei an dieser Stelle nur so viel verraten, wie es auch der offizielle Trailer tut: Sam (Sam Rockwell) hat nur noch 2 Wochen vor sich bis zum Ende seines 3-Jahres-Vertrages. Er überwacht vor Ort auf dem Mond den maschinellen Abbau von Helium 3, der Energiequelle der Zukunft. Per Videobotschaften hat er Kontakt zu Frau und Tochter auf der Erde. Sein einziger Ansprechpartner auf der Station ist Gerty, ein sprechender Roboter, der nicht von ungefähr Erinnerungen an HAL aus Stanley Kubricks 2001 weckt (genauso wie Moon auch erklärtermaßen eine Hommage an Sci-Fi-Klassiker wie Solaris, Outland oder Silent Running ist). Plötzlich scheint Sam Halluzinationen zu haben, dann macht er eine irritierende Entdeckung. Er findet einen Verletzten, der aussieht wie er selbst…

In Moon geht es letztendlich nicht um die überraschenden Wendungen der Story. Vielmehr erzählt Jones eine ebenso intelligente wie anrührende Geschichte mit menschlicher Wärme, visuell brillant umgesetzt. Sam Rockwell trägt den Film mit in einer grandiosen Doppel-Performance, bei der man völlig vergisst, sich zu fragen, wie diese (computer-)technisch möglich gemacht wurde. Fans haben sogar eine Petition für eine Oscar-Nominierung von Sam Rockwell (der wirklich rockt und tanzen kann) für Moon auf den Weg gebracht – wobei diese Hoffnung durch die halbherzige Unterstützung von Sony Pictures Classics keine Früchte tragen konnte.

In der Original-Version besticht außerdem Kevin Spacey, der GERTY seine Stimme leiht. Jones hatte ihn erst für den Film gewinnen können, nachdem er ihm einen Rohschnitt zeigte. Denn auch der Schauspieler konnte sich nicht vorstellen, dass man für ein derart schmales Budget einen ordentlichen Sci-Fi Film machen kann. Man kann – besonders wenn man aufgrund des Streiks der Drehbuchautoren, der den Betrieb in Hollywood lahmlegte, viel renommiertes, erfahrenes und gerade Beschäftigung suchendes Personal zur Verfügung hat. So tragen trotz des kleinen Budgets große Namen zur Qualität von Moon bei: Production Designer Tony Noble, DoP Gary Shaw, Editor Nicolas Gaster. Für den hypnotisierenden Score zeichnet Clint Mansell (The Wrestler, The Fountain) verantwortlich und Gavin Rothery hat einen perfekten Job als Chief Production Concept Artist und Visual Effects Supervisor gemacht.

Duncan Jones hat Kevin Spacey nach Moon auch noch vor die Kamera bekommen: für Werbespots für Olympus-Kameras – denn von irgendwas muss man ja Leben, bevor Hollywood anruft.

yeah.. Olympus thing was a bit of a „rent payer“ but fun to work with Kevin Spacey in FRONT of the camera for a change!

Duncan Jones via Twitter – 3:09 PM Jan 13th

Es wird übrigens höchste Zeit, dass Moon in die deutschen Kinos kommt. Denn es hat nicht lange gedauert, da hat Hollywood tatsächlich angerufen und so hat Jones inzwischen als Regisseur den Spielfilm Source Code mit großem Budget und Starbesetzung (Jake Gyllenhaal) in Kanada abgedreht – und während der Arbeit am Schnitt in LA war via Twitter fast kindliche Freude über diese Erfahrung zu vernehmen:

Paul Hirsch, Source Code editor, telling me stories about editing his previous films… Like STAR WARS & FERRIS BUELLER!! How cool is that?!

Duncan Jones via Twitter – 11:33 PM May 17th

4th week of editing Source Code, and by god, I think we may have an actual film here! Did I mention editor Paul Hirsch is god?

Duncan Jones via Twitter – 7:38 PM Jun 9th

Finally got a chance to show a cut of Source Code to a small audience last night… saw a woman in front of me jump in her seat! Victory!

Duncan Jones via Twitter – Mittwoch, 14. Juli 2010 18:25:24

Nun, da Duncan Jones dabei ist Amerika zu erobern, ist die Frage, ob er für seinen nächsten Film – das lange geplante eigene Projekt Mute – bald wieder den Weg zurück nach Europa findet:

its a film I have been gagging to make for years, and its set in Berlin. Hoping I can get it put together after SC is done!

Duncan Jones via Twitter – 10:04 PM Jul 15

Mit seiner Produktionsfirma Liberty Films, die er zusammen mit Stewart Fenegan in London gegründet hat, war er schon mit Vorbereitung und Finanzierung von Mute beschäftigt, als Source Code „dazwischenkam“. Trotz der sich nun durch Hollywood eröffnenden personellen Möglichkeiten wird er sich für Mute wohl auch wieder alten Freunden aus Filmschultagen zusammentun. So z.B. mit Filmeditor Barrett Heathcote, mit dem er 2002 seinen Abschlußfilm Whistle geschnitten hat (der auch als Extra auf der Moon-DVD und Moon-Blu-ray zu sehen ist). Bei Moon hatte er ihn schon als Visual Effects Editor und Video Playback Editor mit ins Boot geholt, um ihn dann beim nächsten eigenen Projekt als verantwortlichen Filmeditor einsetzen zu können. Auch Barrett Heathcote ist inzwischen auf dem Sprung in den US-Amerikanischen Markt. Man darf auf die nächste Zusammenarbeit der beiden gespannt sein…

Und so wie es angelaufen ist, stehen die Chancen stehen gut, dass die Wünsche, die Duncan Jones an Moon knüpft, wahr werden:

I want people to leave the theatre tapping away on their iPhones, looking up Helium-3 as a potential fuel for fusion power generation, and discussing the prospects of Lunar mining.

I want sci-fi geeks to be jumping around excitedly, chattering about how cool we made the rovers, harvesters and base.

I want the romantics to be teary-eyed, having a little shared moment with the people they love, or calling them up if they are far away.

But most important, I want people who love movies to say, “That was pretty damn good. I wonder what these guys are going to do next“

Duncan Jones

© Kirsten Kieninger – in anderer und sehr viel kürzerer Form erschienen in der RNZ vom 15.07.2010

Filmdaten:

Originaltitel: Moon
Produktionsland: Grossbritannien
Erscheinungsjahr: 2009
Länge: 97 min
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK – noch offen
Regie: Duncan Jones
Produzenten: Liberty Films – Stuart Fenegan, Trudie Styler
Drehbuch: Nathan Parker
Idee: Duncan Jones
Musik: Clint Mansell
Kamera: Gary Shaw
Montage:  Nicolas Gaster
Verleih: Sony Pictures Classics
Starttermin in deutschen Kinos: 15.07. 2010
Budget: $5,000,000

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