Transzendentale Meditation – Die obskure Inspiration des David Lynch
David Sieveking | DAVID WANTS TO FLY | Deutschland 2010
>> David Lynch was not amused <<
so beschreibt der junge Berliner Filmemacher David Sieveking die Reaktion seines Namensvetters auf seinen Dokumentarfilm David wants to fly.
Dabei fängt alles ganz harmlos an: als frischgebackener Diplom-Regisseur ist Sieveking auf der Suche nach Inspiration. Von seinem großen Vorbild David Lynch weiß er, dass dieser auf Transzendentale Meditation (TM) schwört, damit will es Sieveking im Selbstversuch nun auch versuchen, investiert 2380 Euro in einen Grundkurs in TM und hat damit das Thema seines Films gefunden. David wants to fly startet als unterhaltsam inszenierte persönliche Suche des Regisseurs nach Erleuchtung und innerem Ausgleich, wandelt sich aber dann zu einer Enthüllungsgeschichte über die TM-Bewegung. Denn die von Sieveking anfänglich zur Schau gestellte naive Begeisterung für die TM-Bewegung und ihren Guru Maharishi Mahesh Yogi weicht einer zunehmenden Skepsis gegenüber den Methoden der sektenähnlichen Vereinigung. Eine investigative Odyssee nimmt ihren Lauf.
Über 4 Jahre ist Sieveking an dem Thema dran geblieben. Während ihm anfänglich noch Interviews mit David Lynch und Zugang zur Führungselite der Bewegung gewährt werden, so wird sein Vorhaben später blockiert. Allerdings lässt er sich in bester Michael-Moore-Manier durch Interview-Absagen, Rauswürfe und Klagedrohungen nicht stoppen. Sein Film verdichtet schließlich 300 Stunden Bildmaterial zu 97 Minuten, in denen persönliche Nabelschau und öffentliche Enthüllung miteinander verwoben sind. Dabei passt Sievekings skurrile Selbstinszenierung (die nicht eben subtil ist) gut zu den obskuren Einblicken in die Welt der TM: die zehntausend „yogischen Flieger“ etwa, die den Weltfrieden herbei-meditieren sollen, oder die Grundsteinlegung für ein „Unbesiegbares Deutschland“ auf dem Berliner Teufelsberg.
Gegen Ende des Films stehen sich die investigative Suche nach der Wahrheit und die inszeniert weitergeführte Suche nach der Quelle der Erleuchtung dramaturgisch etwas im Weg, aber ansonsten dürften sich die Zuschauer – im Gegensatz zu David Lynch – gut unterhalten fühlen.
© Kirsten Kieninger (zuerst erschienen in der RNZ vom 06.05.2010)
Filmdaten: