Ein preisgekröntes Schwergewicht von Debütfilm
Maximilian Erlenwein | Schwerkraft | Deutschland 2009
Mit dem ersten abendfüllenden Spielfilm zuerst den First Steps Award und dann beim Max-Ophüls-Preis abräumen – dieser Coup ist Maximilian Erlenwein mit Schwerkraft gelungen. Handwerklich souverän und leichtfüßig inszeniert ist der Film, Ganoven-Komödie und dramatische Charakterstudie in einem. Im Mittelpunkt steht Frederik (Fabian Hinrichs), Mitte 30, der mit seinen zehn gleichen blauen Anzügen perfekt gerüstet ist für ein Leben als Banker. Doch unter der glatten Angestelltenfassade schlummern gewaltige Abgründe, er spioniert seiner Ex-Freundin Nadine hinterher und als sich ein Bankkunde, dem er gerade den Kredit gekündigt hat, vor seinen Augen erschießt, knallt bei ihm eine Sicherung durch. Er entwickelt mehr kriminelle Energie als sein alter Schulfreund Vince (Jürgen Vogel), der erst gerade wieder aus dem Knast draußen ist. Zusammen sind sie das fast perfekte Team: Frederik weiß, wo was zu holen ist und Vince hat Routine im Rauben, obwohl er jetzt eigentlich die Finger davon lassen wollte. Aus dem anfänglichen Spaß der ungleichen Kumpel an der Grenzüberschreitung wird bald ein Sog der Gewalt, in dem Frederik seiner dunklen Seite freien Lauf lässt und auch der schweigsame Vince wird von einem Schatten aus seiner Vergangenheit eingeholt. Verzweifelt versuchen die beiden, ihr Leben neu zu justieren.
Respektlos, rasant, und energiegeladen kommt die Geschichte auf der Leinwand daher. In pointierten Dialogen mit lakonischem Witz dürfen die bis in die Nebenrollen auf den Punkt besetzten Schauspieler glänzen. Dass der Regisseur die Hauptrolle Fabian Hinrichs schon im Drehbuch auf den Leib geschrieben hat, war eine perfekte Entscheidung, denn dieser schafft es, den ambivalenten Banker, der eigentlich nicht wirklich sympathisch ist, zum Sympathieträger zu machen. Jürgen Vogel verleiht dem bodenständigen Vince eine charismatische Körperlichkeit, die ohne viel Worte auskommt. Zusätzlichen Drive erhält der durchweg unterhaltsame Film durch seinen Psychobilly-Soundtrack. Dieser stammt von Jacob Ilja, dem Gitarristen der Band Element of Crime.
© Kirsten Kieninger (für die RNZett vom 25.03.2010)
Filmdaten: