Am 05. November 2009 eröffnet das 58. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg
Das Klischee ist lebendig: Filmstars lassen sich weltweit gerne Business Class zu Filmfestivals einfliegen. Kommt eine Einladung zu einem Festival nur mit einem Economy Ticket daher, dämpft dies bei vielen die Festivalfreude beträchtlich. Und manche sehen sich dann einfach außer Stande anzureisen. Glamour ist käuflich.
Da hat das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) mit seinem Budget von nur 1,3 Millionen € keinen leichten Stand. Als internationales „Premierenfestival“ findet es sich in direkter Konkurrenz zu fast 1200 anderen internationalen Filmfestivals weltweit. Und die Konkurrenz lässt sich nicht lumpen. Ständig etablieren sich neue Festivals. Erst vor 5 Jahren ist das Zurich Film Festival und ein Jahr später das Festival Internazionale del Film di Roma dazugekommen. Und die Römer können z.B. mit fast dem 10fachen an Budget sehr gut klotzen.
Das IFFMH hat seinen guten Ruf in der Liga der 50 wichtigsten internationalen Filmfestivals auch dieses Jahr zu verteidigen. Die Qualität des Festivals soll sich zeigen in der „rigorosen Auswahl“ (so Festivalleiter Michael Kötz) der gezeigten Filme. Aus über 600 gesichteten Filmen wurden 17 für den Wettbewerb und 8 als Internationale Entdeckungen ausgewählt. Es ist der großen Konkurrenz der Festivals um Filme und Stars geschuldet, dass nicht alle Filme, die auf der Mannheimer Wunschliste standen, auch gezeigt werden können. Dieses Jahr werden 6 internationale Premieren zu sehen sein und die übrigen Filme des Hauptprogramms sind zumindest Europäische Premieren, allesamt Filme ohne deutschen Verleih. Die Funktion des Festivals ist laut Festivalleiter Kötz „die Filme weltweit ins Kino zu bringen. „
Erwartet werden 1000 akkreditierte Gäste (darunter 50 Regisseure, 140 Journalisten, 60 Filmeinkäufer, 100 Filmverleiher und 150 Produzenten) und 60 000 Zuschauer.
Das IFFMH hat inzwischen Routine im Spagat zwischen Verleiherfestival und Zuschauerfestival. Hilfreich dabei ist die Tatsache, dass sich seit 14 Jahren das Festivalgeschehen nicht nur in Mannheim, sondern auch in Heidelberg abspielt. In Heidelberg werden in Ermangelung größerer Spielorte, die für das Festival finanzierbar sind, kurzerhand 2 große Zelte aufgebaut und zu Kinos umfunktioniert. Auf Festivals üblich sind sonst 2-3 Vorführungen eines Films, es soll ja nicht um Publikumsauswertung gehen, die Filme sollen Verleiher finden und später als Kinostarts ausgewertet werden. Durch die Verteilung auf 2 Städte sind beim IFFMH pro Film bis zu 6 Vorführungen möglich.
Als publikumswirksame Sonderreihe wurden die „Festivalperlen“ neu ins Programm gehoben, um auch Filme zeigen zu können, die keine Ur-Aufführungen mehr sind.
Im Rahmen des Festivals finden auch seit 13 Jahren regelmäßig die „Mannheim Meetings“ statt. Bei diesem Filmfinanzierungsevent werden 40 ausgewählte Projekte aus 25 Ländern in 30-minütigen Pitches zur Kofinanzierungs-Findung vorgestellt. Auf diesem Projektmarkt wird ein Budget von 25 – 60 Millionen € verhandelt. Die Filme „La Yuma“ und „Ilusiones Ópticas“, die dieses Jahr in der Reihe „Internationale Entdeckungen“ zu sehen sind, sowie der Wettbewerbsfilm „Chaque Jour est une Fête“ sind Früchte dieser „Mannheimer Meetings“ aus den letzten Jahren. Doch das „Hauen und Stechen in der Branche“ (Kötz) nimmt auch hier zu: inzwischen gibt es über 30 Koproduktionsmärkte weltweit. Besonders der American Film Market (04. – 11. November) macht Mannheim auch terminlich zu schaffen, so dass man auch schon überlegt, über mögliche Terminverlagerungen nachzudenken.
Dieses Jahr läuft das Festival vom 05. bis 11. November:
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5. November 2009 – Heidelberg: Eröffnung mit dem belgischen Film „Meisjes“ von Geoffrey Enthoven (leider entgegen der Ankündigung im Programmheft wegen Dreharbeiten nicht anwesend – wohl aber Hauptdarstellerinnen und Poduzent)
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6. November 2009 – Mannheim: Preisverleihung „Master of Cinema“ an Atom Egoyan
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11. November 2009 – Mannheim: Start der „Mannheim Meetings“ (11 bis 15 November)
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12. November 2009 – Mannheim: Verleihung des Filmkulturpreis Mannheim-Heidelberg mit Bankett
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15. November 2009 – Mannheim: Vorstellen der Jury und Bühnengespräch mit Sektempfang
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15. November 2009 – Mannheim: Festivalfinale mit Preisverleihung und Party
Außerdem finden sich im Programm noch 2 frisch restaurierte Filme von Edgar Reitz (der am Sonntag, den 08. November zu Gast sein wird – „Die Reise nach Wien“ und „Stunde Null“), eine Reihe von Liebesfilmen der DEFA – darunter „Solo Sunny“ und „Der geteilte Himmel“ von Konrad Wolf, und vor allem die vom Festivalleiter angekündigte „rigorose Auswahl“ von Filmen im Wettbewerb, auf die ich sehr gespannt bin…
Soviel also zum Hintergrund, ab Donnerstag geht’s hier vor allem um die Filme