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Ein Wiedersehen mit SUNNY

>>Ich würde es gern machen. Ich schlafe mit jemandem, wenn es mir Spaß macht. Ich nenne einen Eckenpinkler einen Eckenpinkler. Ich bin die, die bei den Tornados rausgeflogen ist. Ich heiße Sunny.<<

So stellt sich Sunny vor, als sie sich als Sängerin bei einer Band bewirbt. Von ihrem unangepaßten Leben im Prenzlauer Berg, ihren hartnäckigen Versuchen, ihre Träume mit der Lebensrealität in der DDR in Einklang zu bringen,  erzählt der Film „Solo Sunny“. Konrad Wolfs letzter Film ist ein vom DEFA-Studio für Spielfilme, Herstellungsgruppe „Babelsberg“, nach einem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase produziertes Filmdrama.  „Solo Sunny“ wurde 1980 der größte  – auch internationale – Erfolg der DEFA. Das Branchenblatt „Vanity Fair“ sah gar eine neue Zeit hereinbrechen für den Spiefilm in der DDR, während daheim im Staat der Film auf höhere Weisung kritsch diskutiert wurde und in der Folge mit Rainer Simons „Jadup und Boel“ 1981 wieder einmal (aber auch zum letzten Mal) ein Film verboten wurde. 20 Jahre nach dem Fall der Mauer bietet das 58. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) die Gelegenheit „Solo Sunny“ im Rahmen einer Reihe von „Liebesgeschichten aus einem verschwundenen Land“ wiederzusehen.

Solo Sunny | Konrad Wolf | DDR 1980

Etwas ganz entscheidendes jedoch verschweigt der Film, der zum Kult geworden ist. Sunny hat ein reales Vorbild: Die Sängerin Sanije Torka, die noch heute – 62-jährig – im Prenzlauer Berg lebt. Noch immer fügt sie sich nicht ohne anzuecken in ein „normales Leben“. Nach der Wende wurde sie zur Langzeitarbeitslosen, dann hatte sie eine zweijährige Haftstrafe abzusitzen, zu der sie wegen mehrfachem Ladendiebstahl verurteilt wurde, dem sie passioniert und professionell nachging.

„Solo für Sanije“ ist ein Dokumentarfilm von Alexandra Czok, die von 1997 bis 2003 an der Hochschule für Film und Fernsehen “Konrad Wolf”, in Potsdam-Babelsberg Kamera studiert hat.

Solo für Sanije | Alexandra Czok | BRD 2009

„Solo Sunny“ ist nur eine Episode in diesem weit gespannten Dokumentarfilm, der die bewegte Lebensgeschichte der realen Sanije erzählt. Einer Frau, die ihr Leben kompromisslos lebt – und genau dieser Charakter war für Regisseurin Alexandra Czok interessant:

>>Als ich sie und ihre Geschichte kannte, hat mich dieses Unangepasste, diese Energie, dieses im wörtlichen Sinne „Außer-Ordentliche“ beeindruckt. Außerdem fand ich es einfach schön, mal ein Porträt zu machen über eine Frau, die sich am Rand der Gesellschaft bewegt. Der normale Zuschauer wird Sanijes Lebensgeschichte als eher tragisch empfinden Es kommt auf die Perspektive an. Wer morgens aus dem Haus geht, Karriere macht und abends nach Hause kommt, der sieht Sanije als Verliererin. Sie selbst sieht sich nicht so – sie hat sich ihr Leben lang ihre Freiheiten genommen und das gemacht, wozu sie Lust hatte. Was die anderen denken, spielte dabei keine große Rolle, vielmehr: Wie komme ich am besten durch?<<

Alexandra Czok

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