Der Max-Ophüls-Preisträger 2011: Konventionell aber gut
DER ALBANER | Johannes Naber | Deutschland 2010
Die sieben Jahre Recherche und Projektentwicklung, die in diesem Spielfilmdebüt stecken, können sich sehen lassen: Der Albaner wurde mit dem Max Ophüls Preis und weiteren Festival-Preisen ausgezeichnet. Ursprünglich wollte Johannes Naber einen Dokumentarfilm über illegale Immigranten machen, dann entschied sich der Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg für eine fiktive Variante. Die deutsch-albanische Koproduktion ist vor allem dank eines herausragenden Hauptdarstellers ein sehenswertes Stück Kino geworden, das eingebettet in eine tragische Liebesgeschichte genauso viel über die Lebenswirklichkeit in Albanien wie über das Leben als Illegaler in Deutschland erzählt.
Die Liebe treibt den jungen Albaner Arben (Nik Xhelilaj) weg aus seiner Heimat in den Bergen Nordalbaniens, wo der Alltag noch durch archaische Werte bestimmt wird. 10.000 Euro Brautgeld muss er auftreiben, weil seine heimliche Liebe Etleva von ihm schwanger und damit entehrt ist. Mit seinen schlecht bezahlten Gastarbeiterjobs im benachbarten Griechenland ist so viel Geld nicht zu machen, also entschließt er sich illegal nach Berlin zu gehen. Dort merkt er schnell, wie hart die Existenz am Rande der Gesellschaft ist und bald setzt er notgedrungen nicht nur seine Selbstachtung aufs Spiel, wenn er sich auf kriminelle Geschäfte einlässt, um rechtzeitig das Geld aufzutreiben.
Der Film erzählt seine Geschichte konsequent aus Arbens Perspektive, dadurch entwickelt sich eine starke Identifikation mit der Hauptfigur, die den Film trägt. Die ihn auch dann noch trägt, wenn manche Stationen und Situationen von Arbens Immigranten-Dasein den Zuschauer nicht gerade überraschen und bald durchscheint, wo das Drehbuch mit Arbens Schicksal letztendlich hin will. Aber sogar die Kurve ins Melodramatische kriegt der Film gekonnt und emotional stimmig, ohne dass dabei das Interesse an der Geschichte des Protagonisten auf der Strecke bleibt.
Für einen Debütfilm mag Der Albaner vielleicht ein wenig konventionell daherkommen, doch die klassische Liebesgeschichte in beeindruckend fotografierten Bildern (Kamera: Sten Mende) vor gut recherchiertem aktuellem Hintergrund weiß das Publikum zu überzeugen: In Albanien lief der Film schon mit großem Erfolg in den Kinos.
© Kirsten Kieninger, zuerst erschienen in der RNZ vom 28.07.2011
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Regisseur Johannes Naber, Kameramann Sten Mende und SWR Redakteurin Stefanie Groß im Publikums-Gespräch beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen 2011 (Audio-Mitschnitt in 3 Teilen):
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Filmdaten:
Titel: Der Albaner
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2010
Länge: 104 Min.
Verleih: Zorro Filmverleih
Kinostart: 04.08.2011
Regie: Johannes Naber
Drehbuch: Christoph Silber, Johannes Naber, Andeta Spahivogli, Alexander Steimle
Kamera: Sten Mende
Monatge: Ben von Grafenstein
Musik: Oliver Biehler
Hauptdarsteller: Nik Xhelilaj, Stipe Erceg, Eva Löbau, André Hennicke, Ivan Shvedoff, Xhejlane Terbunia
mir hat dieser Film sehr gefallen, ich verstehe sehr gut diesen Schmerz, unter dem albanisches Volk leidet… das wird keiner verstehen, der aus einem reichen Land kommt!