in Alejandro Amenábars Film ABRE LOS OJOS
Alejandro Amenábar | ABRE LOS OJOS | Spanien 1997
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Der Inhalt von Abre los ojos
Eine objektive Inhaltsangabe von Abre los ojos zu liefern, ist keine einfache Aufgabe. Den Film von Anfang bis zum Ende in Worten zu einem kompakten Päckchen zu schnüren, setzt voraus, dass klar ist, wie die Fäden wirklich laufen, sonst gibt es eine Menge Knoten und loser Enden. Das würde sich im Text einer Beschreibung des Films in Worten wie: „…oder“, „irritierend….“ und vielen Fragezeichen niederschlagen. Genau das ist in den Kritiken über Abre los ojos oft der Fall, wie die folgenden Auszüge zeigen:
„What’s that voice at the beginning of the film, covered in darkness, whispering, „Open your eyes… open your eyes… open your eyes“?“ (( www.filmthreat.com (Zugriff vom 26.01.2002) ))
„Ist er der junge Mann, der in Geld schwimmt und jede Frau rumkriegt, die er haben möchte. Sitzt er in der Zelle einer psychiatrischen Abteilung unter dem Verdacht, einen Mord begangen zu haben? Gab es wirklich einen Unfall, der sein Gesicht fürchterlich entstellt hat?“ (( www.eyz-kino.de (Zugriff vom 26.01.2002) ))
„…she crashes the car and dies. Or does she? César can’t remember. if Nuria is dead, then why can he later talk to her? And why is his face horribly scarred one minute and fine the other? And then he finds out that he is in prison for a murder that he can’t remember commiting? Or is he? What the heck is going on? (( www.haro-online.com/movies (Zugriff vom 26.01.2002) ))
„Ist dies alles ein großer Komplott? Oder der Traum eines Kranken? Verbirgt sich hinter der Maske ein entstelltes Gesicht oder die blendende Schönheit?“ (( www.arena.de (Zugriff vom 26.01.2002) ))
„…plastic surgeons restore his looks. Or do they? Maybe he is dreaming after having been put into cold storage by cryogenicists? But then why does he appear to be talking to a prison psychiatrist while being held on a murder charge?“ (( www.filmthreat.com (Zugriff vom 26.01.2002) ))
„…Or is it all a delusion?“ (( www.corona.bc.ca (Zugriff vom 26.01.2002) ))
Der Film verunsichert nicht nur durch seine Komplexität in der Konstruktion. Auch die Tatsache, dass er mit Elementen verschiedener Genres spielt, trägt zur Verwirrung bei. Denn die Erwartungen und Seh-Erfahrungen, die der Zuschauer an bestimmte Genres knüpft, beeinflussen die Rezeption. Der Film zeigt sich zunächst schwerpunktmässig als romatische Liebesgeschichte. Doch bald befindet sich der Zuschauer mitten in einem psychologischer Thriller, der immer verworrener erscheint und das Ende wirkt schliesslich wie direkt aus einem Science Fiction.
Auch die Filmkritiker taten sich schwer, den Film einzuordnen. So entstanden zu Defini-tionszwecken teilweise erstaunliche Genre-Potpourris, so z.B., wenn Abre los ojos beschrieben wird als:
„…surreal, sci-fi/ sex romp/ psychological thriller“ (( Bob Strauss in: LA Newspaper Group New Media, 14.12.2001 ))
Worum es in dem Film ‘wirklich’ geht, lässt sich weniger auf der Inhaltsebene, als vielmehr auf der Meta-/Bedeutungsebene beschreiben. Um trotzdem eine Inhaltsbeschreibung zu liefern, ohne gleich in eigene Interpretationen zu verfallen, greife ich auf diejenige zurück, welche auf der offiziellen spanischen Website der Produktionsfirma von Abre los ojos zu finden ist:
„In der Zelle eines psychiatrischen Gefängnisses beginnt ein 25 jähriger Jüngling (Cesar) seinem Psychotherapeuten (Antonio) die Ereignisse zu erzählen, die ihn seiner Sicht nach dorthin geführt haben…
Erbe eines beträchtlichen Reichtums, gut aussehend, erfolgreich bei den Frauen, ist César ein Junge, den das Leben anlächelt. Eines Abends stellt ihm sein bester Freund Pelayo Sofía vor. César verliebt sich auf den ersten Blick und hat keine Hemmungen, sie ihm auszuspannen. Das fällt ihm auch nicht schwer. Wie es scheint, funkt es zwischen ihm und Sofía.
Aber in der gleichen Nacht trifft César Nuria, die auf ihn fixiert ist. César versucht, sie loszuwerden aber akzeptiert schlußendlich, von ihr nach Hause gefahren zu werden. Nuria, verzweifelt vor Eifersucht, fährt einen Abgrund hinunter. Sie stirbt bei dem Unfall und er wird entstellt.
Die Monate vergehen und die Chirurgen sind trotz der Vermögens Césars, der in ein Monster verwandelt ist, nicht in der Lage sein Gesicht wiederherzustellen. Eines Tages trifft César Sofía, die er seit der Nacht des Unfalls nicht wiedergesehen hat. Ihre Einstellung ist nicht mehr dieselbe: Sie entflieht ihm, sie schafft es nicht einmal, ihm ins Gesicht zu schauen. César wird bewußt, wie das Aussehen – etwas, was ihm bisher immer zum Vorteil war – sein Leben total ruinieren kann. Verbittert und ohne Hoffnung besäuft er sich und landet schlafend auf der Strasse. Nichtsdestotrotz wendet sich das Blatt am nächsten Morgen zum besseren: Sofía kehrt bereuend zu ihm zurück und versichert ihm, dass sie ihn noch liebt. Und ein paar Tage später erklären ihm die Ärzte auch noch, dass sie ihm mittels einer Operation sein altes Aussehen wiederherstellen können.
Das Leben lächelt ihm von Neuem wieder zu, aber eines Abends verschwindet Sofía, und zu seinem Erstaunen und Entsetzten, taucht Nuría, die er für tot hielt, bei ihm auf und behauptet sie sei Sofía. Die Situation wird alptraumähnlich, wenn César sich ausserstande sieht, die Polizei davon zu überzeugen, dass Nuria, die er denunziert hat, eine Schwindlerin ist. In Wirklichkeit sind ihre Papiere in Ordnung und sie bestätigt, dass sie Sofía ist. Selbst Pelayo gibt ihr Recht. Von dem Augenblick an wird César, ganz außer sich, an seinem Verstand zu zweifeln und die Möglichkeit erwägen, dass alle sich gegen ihn verschwören, und er wird sich sogar dem tröstenden Gedanken hingeben, es könne sich bei dem Ganzen um einen bösen Traum handeln.“ (( 2002 auf der offiziellen Homepage zu Abre los ojos: www.sogetel.es/abrelosojosHomepage existiert heute jedoch nicht mehr))
Mit César gerät auch der Zuschauer während des Films immer mehr ins Zweifeln über den Wirklichkeitswert dessen, was er sieht.
Um an dieser Stelle die Geschehnisse des Films in ihrer Abfolge nochmal zu vergegenwärtigen und für die weitere Analyse die erzählerische Struktur von Abre los ojos transparent zu machen, habe ich etwas versucht, was während des ersten Sehens des Films unmöglich ist: Jede Szene klar einer ‘Wirklichkeitsstufe’ zuzuordnen. Das Ergebnis stellt sich im nächsten Kapitel zunächst sehr bunt dar.
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